Chronistischer Überblick

Chronistischer Überblick

kloster

Runde 450 Jahre, von 1085 bis in das erste Drittel des 16. Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Schlosses Reinhardsbrunn ein Kloster gleichen Namens. Es verdankt seine Entstehung dem Aufbruch im hohen Mittelalter, der ganz Europa erfaßte und besonders in Thüringen mit den Ludowingern verbunden ist. Diese Chronik umfaßt im Übergang zum Jahr 2000 rund 1000 Jahre Zeitgeschichte. Dieser Text stammt von www.schloss-reinhardsbrunn.de

 1044  wird die “Schowingburg” durch Ludwig mit dem Barte errichtet. Verliehen durch den Erzbischof zu Mainz und dem deutschen Kaiserhof trägt der Graf aus Franken den Titel Statthalter von Thüringen mit dem Wappen der Ludowinger: rot-weiß gestreifter Löwe auf blauem Feld. Ihm verdankt auch Friedrichroda seinen Ursprung durch sein Bemühen, weitgehend unkultiviertes Land zu erschließen und damit auch im Thüringer Wald die Grundlage für künftige politische Aktivitäten zu schaffen. Der Mainzer Erzbischof Bardo (1031 – 1051) habe (der Sage nach) Ludwig dem Bärtigen Land bei Altenbergen und Reinhardsbrunn als Lehen übertragen, das dieser durch Kauf von Thüringer Freien und durch die Ehe mit Cäcilie von Sangerhausen erweitern konnte. Wie die Reinhardsbrunner Chronik behauptet, sei in der durch den Vater errichteten Kapelle von Altenbergen, der älteste Sohn Ludwig der Springer durch Erzbischof Bardo getauft worden.

 1080   baute Ludwig die durch die Schauenburg bei Friedrichroda gesicherte Rodungsherrschaft seines Vaters weiter aus. Auch die von ihm erbaute Wartburg bei Eisenach wurde zum westlichen Eckpfeiler seines vergrößerten Herrschaftsbereiches. Dazu sollte auch die Neuenburg bei Freyburg a. d. Unstrut hinzukommen.

 1085  wird berichtet, daß der Pfalzgraf Friedrich II. an einem Februartag nahe seines Schlosses Scheiplitz auf der Jagd überfallen und umgebracht worden sei. Das Volk munkelte, Ludwig der Springer sei der Auftraggeber für diese Untat gewesen und das die folgende Ehe mit der Witwe Adelheit von Reue und Angst ums Seelenheil überschattet war. Noch im gleichen Jahr gründete Ludwig der Springer das Benediktinerkloster Reinhardsbrunn. Die Reinhardsbrunner Tradition datierte später die Untat zurück und fülltedie Zeit mit der vom Kaiser verfügten Gefangenschaft Ludwigs auf dem Giebichenstein bei Halle aus. Ein “sagenhafter” Sprung aus einem Fenster der Burg in die Saale rettete ihm das Leben und führte außerdem zur Stiftung einer Kirche in Sangerhausen. Vor allem verlieh diese Geschichte den Beinamen “der Springer” seine Bedeutung. Zutreffend ist auf jeden Fall, daß aus dem  “comes” des Kaisers inzwischen einer seiner erbittersten Gegner geworden war.

 1089   war die Berufung von Mönchen aus dem Reformkloster Hirsau für das nun fertiggebaute Kloster Reinhardsbrunn ein Affront gegen den Kaiser. Ludwigs Politik zielte auf einen feudalen Landesstaat Thüringen. Bei der Wahl des Ortes für das Kloster soll Ludwig einen Töpfer namens Reinhard getroffen haben, der bei einem Brunnen ein Häuschen hatte. Eben jener sah nachts Lichter. Wo sie ihm erschienen waren, entstand das Kloster. Mit den Benediktinern (cluniazenisch) von Abt Wilhelm von Hirsau erlangten die Reformklöster damit ihre erste Niederlassung in Thüringen und diese standen im damals währenden Investiturstreit eindeutig gegen den Kaiser. Auch Ludwig der Springer hatte sich der allgemeinen sächsich- thüringischen Fürstenopposition angeschlossen, auch später gegen Kaiser Heinrich V.

 1092   erfolgte die Anerkennung der Gründung des Klosters Reinhardsbrunn in einer Urkunde. Als Garant der politischen Absicherung von Reinhardsbrunn kam nach Lage der Dinge nur der Papst in Frage. Das Adelheid mit ihrem Gatten in Rom dem Papste Urban II. zu Füßen gelegen und zur Buße den Bau des Klosters gelotst hätten, wird später als eine Ausschmückung der klösterlichen Tradition gewertet. Es wird eher angenommen, daß der befreundete Bischof Stephan von Halberstadt ihnen nach dem Klosterbau die Absolution des Papstes erwirkt haben soll. Das Kloster erhielt durch Stiftungen bald umfangreichen und weit gestreuten Grundbesitz bis in die Gegend von Torgau, in das thüringische Holzland und auch in Nordthüringen. Damit wuchs es in Konkurrenz zu anderen thüringischen Klöstern zu einem starken Wirtschaftszentrum heran.

 1113   muß sich Ludwig der Springer nach einer Niederlage der Verbündeten ergeben, konnte jedoch gegen Auslieferung der Wartburg wieder freikommen.

 1114   ließ ihn Heinrich V. erneut gefangennehmen und dieses mal für fasst drei Jahre in den Kerker werfen. Seinen Söhnen ereilte das gleiche Schicksal. Sein ältester Sohn Hermann starb sogar in der Gefangenschaft.

 1116   kam Graf Ludwig aus der Gefangenschaft. Er lebte zunächst wieder auf der Wartburg und vereinigte sich erneut mit seinen Söhnen Ludwig und Heinrich gegen den Kaiser. Daraus entstand sogar noch Gewinn für seine Macht.

 1123   übergibt Ludwig der Springer schließlich den Söhnen Ludwig und Heinrich (Raspe I.)  seine Herrschaft mit Wartburg und Neuenburg und zog selbst die Mönchskutte an und wurde Benediktiner in Reinhardsbrunn, wo er noch in demselben Jahr starb und bestattet wurde. Auch Adelheid, die bereits 1110 gestorben war, ist in Reinhardsbrunn bestattet worden, nachdem sie als Äbtissin in dem angeblich von ihr gestifteten Kloster Scheiplitz gewirkt hatte (nach einer anderen Überlieferung soll es Kloster Oldisleben gewesen sein).

 1130   wurde Graf Ludwig der I. in das oberste Grafenamt, nämlich das eines “comes prinzipalis thuringiae” berufen, nachdem der vorhergehende Hermann II. von  Winzenburg wegen Anstiftung zum Mord abberufen worden war.

 1131   wird Ludwig I. Landgraf von Thüringen.  Mit dieser Rangerhöhung eröffnete sich für die Ludowinger die Möglichkeit des Eintritts in den sich damals bildenden Reichsfürstenstand. Zum Kaiser Lothar III. wird ein relativ gutes Verhältnis geführt, hielt sich jedoch von der Reichspolitik fern. Auch Ludwig I. fand in Reinhardsbrunn, nach seinem Tode am 12. Jan. 1140, seine letzte Ruhestätte.

 1176   erhält das Kloster durch Ludwig III. (der Milde), Sohn von Landgraf Ludwig II., ein Gebiet von dem Cymisberg (Zimmerberg – heute Tabarz) und der anstoßenden Wiesedurch den Ort, Santwerf genannt, (Sandlöcher), von da auf dem Rücken des Berges Deneberg (Finstere Tanne) durch Grissinbachil (Geißenberg) bis in die Flur Iwinghaging (Ibenhain), von da  auf Wahlwinkelhast (Wahlwinklerhardt) bis zu den Grenzen des Gutes in Tüttleben. Die Urkunde ist bei dem landgräflichen Schloß Theneberg (1176 erstmals geschichtlich benannt) gefertigt. Inzwischen gehörten über 150 Bauernhöfe zum Kloster.

 1200   etwa wird bereits die Blüte des Klosters beschrieben. Reich war das Kloster an wertvollen Büchern, kostbaren Meßgewändern, Monstranzen, Kelchen u. a. Kostbarkeiten. Die geschäftsführenden Konventsbrüder: Abt, Prior und der Celleratius, die Kauf-, Verkauf- und andere Verträge regelten und mit Siegeln zu versehen hatten, taten das mit großer Exaktheit. Zahllos waren die Stiftungen, Legate und Vermächtnisse zur Abhaltung von Jahrgedächtnissen zum Seelenheil Verstorbener mit Vigilien und Messen, bei feierlichem Geläut, bei brennenden Kerzen oder Unterhaltung. Es gab eine prächtige Klosterkirche mit Quer- und Langschiff, 24 Altare mit Gemälden, die das Leben des heiligen Benedikt darstellten, drei Orgeln usw. Auf zwei stattlichen Türmen sollen 12 Glocken gewesen sein.

 1292   legte der fränkische Raubritter Ludwig von Hesseburg im Kloster einen Brand, der große Zerstörungen anrichtete. Dieser Raubritter wollte sich rächen, weil der Abt Marquard seinen Bruder in Friedrichroda wegen Räuberei hatte hinrichten lassen. Damals sollen auch die ursprünglichen Grabsteine der Ludowinger verloren gegangen sein, denn die bis heute erhaltenen, nunmehr in der Eisenacher Geogenkirche, sollen Nachbildungen sein. Durch den Wiederaufbau geriet die Abtei in große Geldnot und mußte viel Land und Güter verkaufen. Auch Landgraf Heinrich Raspe (1227 -1247) hatte das Kloster geschröpft. Er habe silberne Kelche und Kunstgegenstände an reiche Bürger in Gotha verpfändet, aber nichts wieder eingelöst. Trotz lebhaften Ablaßhandel konnte sich das Kloster Reinhardsbrunn nie wieder völlig erholen. Mit ihm waren die Ludowinger im Mannesstamm ausgestorben. Thüringen fiel an die Wettiner Markgrafen von Meißen. Die Gelübte der Brüder waren Armut, Beharrlichkeit, Gehorsam und Keuchheit – streng und eintönig. Der Benediktiner Gewohnheit entsprach es, die Bedürfnisse im Klosterbezirk selbst zu decken und so muß man sich die Anlage mit nötigen Gebäuden, wie Ställe, Brauerei, Mälzerei, Weinkeller, Bottichhaus, Klostermühle, Vorratshäuser mit Fleischkammer, Käsekammer etc. nebst Teichen und Gärten, sowie ein Krankenhaus vorstellen. Vor dem Pförtnerhaus lag die Schenke.

 1330   weilten 80 adlige Gäste im Kloster in dem Herzog Friedrich der Ernsthafte (1310 – 1349) eine Fürstenversammlung abhielt.

 1521   waren die Besitzungen des Klosters in über 170 bis 180 Orte zerstreut, in denen es Überfälle und Fehden gab. Durch die ständigen Frondienste und zusätzlichen Abgaben litten vor allem die Friedrichrodaer. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Empörung dagegen groß. In diesem Jahr lud der Herzog Friedrich III., genannt der Weise, (1463 – 1525) die feindlichen Parteien nach Eisenach zur Verhandlung ein. Albert Beck berichtete darüber in  “Alt – Reinhardsbrunn im Glanze seiner achthundertjährigen Geschichte” (1930).” Es wurde bestimmt:

1. Alle Einwohner von Friedrichroda sollen dem Abte ihrem Erbherrn untertänig und gehorsam sein und sich  “gemeiner Zusammenforderung wider den Abt, Convent und des Klosters Diner enthalten”.
2. Es soll niemand  “mördliche”  Waffen beim Kirchgang, auf  Straßen und in Schenken tragen. 3. Die Hälfte des Schenkzinses gehört dem Abt, die Hälfte dem Rat, der Abt soll aber auch die Hälfte der Ausgaben tragen.
4. Die Einwohner von Friedrichroda und alle Klosteruntertanen haben sich nach altem Brauche mit Harnischen und Wehren am Johannistage in Altenbergen gehorsam einzufinden.
5. Bei Schlägereien sollen die Täter zur Bestrafung an das Kloster ausgeliefert werden.
6. Sie dürfen die Forellenfischerei des Abts nicht schädigen.
7. Das Vorgefallene soll vergeben und vergessen sein.
8. Bei fernerem Ungehorsam wird der Fürst zu finden und zu strafen wissen. Der Zorn der Bauern auf geistliche und weltliche Feudalherren war nur zu begreiflich. Es flossen aus Friedrichroda jährlich ca. 1290 Gulden an Erbzinsen und anderen Geldabgaben nach Reinhardsbrunn, etwa 260 Gulden davon kamen aus den Städten, alle übrigen mußten die Bauern aufbringen. Bekanntlich fand Dr. Martin Luther die höchste Kritik am Papsttum in Kloster und Kirche. Nicht belegt ist, dass der Reformator bei seinem Aufenthalt auf der Wartburg auch an die Klosterpforte Reinhardsbrunn geklopft haben soll.

 1525   zeigen die Klosterrechnungen in Rödichen und das Reinhardsbrunner Erbbuch über Rödichen und Schnepfenthal, welche Abgaben und Lasten den Dorfbewohnern aufgebürdet wurden. Damit änderte sich auch das Glaubensbekenntnis. Entsprechend der Kirchenreform leiteten die Territorialherren von der Formel “Wessen das Land, dessen der Glaube”, das Recht ab, Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen. Fortan lautete sie: evangelisch-lutherisch bis in unsere Gegenwart. Am 24. April kommt es zu einer Plünderung  des Klosters durch aufständische Bauern aus der Umgebung von Waltershausen. Reinhardsbrunn ist ein akutes Feld des deutschen Bauernkrieges. Über diese Ereignisse der Erstürmung des Klosters gibt es einen umfassenden Bericht des Priors Wilhelm Listermann an Kurfürst Johann vom 27. 10. 1525 (Fuchs/Franz: Akten zur Geschichte des Bauernkrieges … Bd.z, Jena 1942, S. 490 und 942). Als Gegner marschierten 90 Mann der Waltershäuser Stadtwehr nach Reinhardsbrunn, um das Kloster zu schützen. Doch diese Hilfe reichte nicht aus. Am 3. Tag wurden die Mönche davongejagt, oder flüchteten selbst in den Reinhardsbrunner Hof  in Gotha. 24 Altare und drei Orgeln zersplitterten, die Bibliothek verbrannte.

 1526    gibt es vom 28. Juli einen Bericht des Tietzmann Galdecker, Amtmann zu Tenneberg, über Hans Bader, den “langen Hans” aus Waltershausen. Er sei einer der Anführer gegen Reinhardsbrunn gewesen und Hauptmann von etwa 1000 Bauern und Bürgern. Später sei er flüchtig geworden und habe sich in der Meininger Gegend versteckt gehalten. In Eisenach rückte Landgraf Phillip von Hessen ein und richtete die gefangenen Bauernführer hin. Wiederholt lesen wir in Kirchenchroniken, dass das kirchliche wie auch das sittlich-religiöse Ringen der Menschen in unseren Walddörfern, die Kräfte der Reformation beschleunigte. Papst Gregor VII. (als Reformpapst bezeichnet) versuchte die Kirche aus ihrer kritikwürdigen Lage dieser Zeit herauszubringen. Ursachen waren Maßstäbe: “Man predigte Wasser und trank Wein”, in Kirche und Kloster. Das traf auch für Reinhardsbrunn zu. Von den Bauernführern sind fast alle hingerichtet worden. Welche Familien dieses Unglück betraf, ist hier um Reinhardsbrunn nicht bekannt geworden. Das so gut wie verwüstete Kloster kam samt seinen Besitzungen in die Hände des Kurfürsten Johann dem Beständigen (1468 – 1532). Dieser war ein Förderer von Luther und der Reformation. Einen Verbündeten fand er im Landgrafen Phillip von Hessen. In diesem Zusammenhang sprach man vom Gotha – Torgauer Bündnis. Damit festigte sich die Grundlage zur Bildung von Landeskirchen.

 1538  Der Verwalter des Klosters Reinhardsbrunn, Hans von Hönigen – der seinerseits wieder  den Segnestratoren der thüringischen Klöster untergeordnet war – hatte für die Abtei eine Rechnungsablage gefordert.

 1541   werden die Besitzungen der Abtei, von welcher mehrere wegen den damaligen Wirren in fremde Hände gefallen waren, genauer untersucht.

 1543   kam es in Folge der Untersuchungen zum Beschluß, aus dem ehemaligen Kloster ein Gut zu bilden, für den Fall, dass der Fürst etwa in dieser Gegend jagen wollte. Entfernte Besitzungen sollten verkauft werden. Damit endet die Geschichte des Klosters Reinhardsbrunn und der Versuch, die verfallenden Gebäude teilweise zu restaurieren ist keine bleibende Aufgabe geworden.

 1601   Errichtete Friedrich Wilhelm I. (1562 – 1602) auf den Resten des Klosters Reinhards- brunn ein Amtshaus. Für die bisherigen Klosteruntertanen war an Stelle des Abtes ein Amtmann getreten. Dieser war für Gericht und Verwaltung, für Abgaben und Frondienste und für ein militärisches Aufgebot zuständig. Zunächst ist als Amtssitz ein noch erhaltenes Wirtschaftsgebäude des Klosters genutzt worden, doch dann wurde in der Nähe des ehemaligen Klostergebäudes ein neues Amtshaus errichtet. Der Amtsbezirk von Reinhardsbrunn umfaßte die Orte Altenbergen, Cabarz, Cumbach, Engelsbach, Ernstroda, Friedrichroda, Finsterbergen, Rödichen mit Schnepfenthal, Tabarz und Wipperoda.

 1607   war die verwitwete Dorothea Maria (1562 – 1602) vor der Pest aus Weimar nach Reinhardsbrunn geflüchtet. Sie galt als  “Ahnenherrin der Ernestiner”.

 1611   ließ die Herzogin ein Wohnhaus errichten, dazu das gegenüberliegende “Hohe Haus”, auf dessen Grundmauern sich später der moderne Nachfolgebau und auch die neue Kirche erhebt.

 1674   von da an untersteht Reinhardsbrunn dem Gothaer Fürstenhof. Ernst I., der Fromme, Herzog von Sachsen-Coburg- Altenburg (1601 – 1675) begründete die Gothaer Linie, die für Reinhardsbrunn zuständig ist.

 1693   regierte der Enkel von Ernst dem Frommen, Friedrich II. (1776 -1832). Erst mit ihm wird wieder etwas in Reinhardsbrunn getan. Er versah die Kirche mit einer neuen Decke, einer Orgel, zwei herrschaftlichen Ständen und einem Portal an der Südseite.

 1772   begann die Regierungszeit von Herzog Ernst II. (1745 – 1804). Über ihn schrieben Karl Ernst Adolf von Hoff und Christian Wilhelm Jakobs 1807: “Reinhardsbrunn war schon ein Lieblingsaufenthalt Herzog Ernst’s II., der dort, entfernt vom Geräusch des Hofes und der Welt, sich selbst und wissenschaftlicher Forschungen in ungestörter Stille lebte”. Hervorzuheben ist das von ihm geförderte Philanthropin mit Christian Gotthilf Salzmann im nahe bei Reinhardsbrunn gelegenem Schnepfenthal sowie die Einrichtungen des ersten  “stehenden” Theaters auf Schloß Friedenstein unter Conrad Ekhof.

 1780   ließ Herzog Ernst II. das Gelände um das ehemalige Kloster einebnen. Bei diesen Erdarbeiten stieß man auf Grundmauern der alten Abtei und fand mehrere Grabsteine von Äbten. Man begann, Erhaltenes zu sichern und landschaftsgestalterisch umzupflanzen. Damit wurden erste Grundlagen zur heutigen Parkanlage geschaffen.

 1782  ritt Johann Wolfgang von Goethe durch Reinhardsbrunn. Damit verbunden ist der bekannteste Besuch Goethes auf seiner diplomatischen Reise als Weimarischer Staatsminister über Gotha nach Meiningen, die ihn im Mai dieses Jahres in den ganz in der Nähe liegenden  “Herzog-Ernst-Stollen” (heute Marienglashöhle) führte. Eigentlich war in der alten Bergbaustadt kein längerer Aufenthalt vorgesehen, doch “in Friedrichroda fing mich der Bergrat Baum auf, ich mußte zu Tisch bleiben und kroch mit ihm vorher in den Eingeweiden der Erde herum und tat mir was rechts zu gute”. (Goethe Werke, WA II; Bd. 10. Mineralogie und Geologie, S. 135, Weimar 1894) Außerdem beschrieb Goethe das Reinhardsbrunner Umfeld u.a.: “Um ein wenig grüner find ich hier die Bäume als bey uns.” (Aus dem Brief an Frau von Stein, 10. Mai 1782) Weitere Besuche von Goethe im Park und Schloß Reinhardsbrunn sind im Goethe-Nationalmuseum nicht bekannt.

 1804   folgte auf den Thron in Gotha Herzog August I. (1771 – 1822) In Bezug auf Reinhardsbrunn ist von ihm bekannt, dass mit seiner Unterstützung durch den Hausoberstallmeister von Wangenheim im sogenannten Außenpark für Gäste Reinhardsbrunns ein Gasthof errichtet wurde. (Vorgänger des späteren Parkhotels)

 1822   war auch Karl Siegesmund Hedenus (1764 – 1822) aus Themar entzückt von der      herrlichen Waldlandschaft in Reinhardsbrunn, wo er sich entschloß, am Hochzeitstage seines Sohnes im Waldgasthof in Reinhardsbrunn zu feiern. Er eröffnete den Hochzeitsreigen. “Da rührte ihn der Schlag und er sank der blühenden Braut tot in die Arme.” Danach wurde sein Wunsch erfüllt. Die Familie erwarb einen Platz im Wald von Reinhardsbrunn am Nordhang des Kiefernkopfes. Seit dieser Zeit kennen wir das Hedenus-Grab kurz vor dem Bahnhof Reinhardsbrunn.

 1826   kam es nach dem Aussterben der alten Gothaer Linie zwischen den erbberechtigten Fürsten von Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Hildburghausen (alle direkte Nachfolger von Ernst dem Frommen) zu einem Teilungsvertrag, wobei Sachsen-Gotha durch Abtretungen an Meiningen etwas verkleinert und in Personalunion mit Sachsen-Coburg und Gotha eine neue Entwicklungsrichtung eingeleitet und mit Herzog Ernst I. (1784 – 1844) der bisher bedeutendste Schloßbau begonnen.

Die Reinhardsbrunner Entwicklungsgeschichte erfährt eine entscheidende Veränderung. Wir erleben mit dem Bau des neugotischen Schlosses nicht nur eine heimatgeschichtliche Erneuerung, sondern erleben eine gesamtdeutsche und sogar europäische Dynastienge- schichte direkt auf Reinhardsbrunn bezogen. Hiermit lassen sich über Generationen verfolgte Ahnenpositionen und Entwicklungen bekräftigen oder auch nur annähernd verbinden.

 1828   werden durch Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha erforderliche Verwaltungs behörden neu eingerichtet, um die sich entwickelnde Industrie, den Ackerbau sowie Handel und Gewerbe fördern zu können. Landesvermessungen, Wegeverbesserungen, u. a. nach Reinhardsbrunn und Friedrichroda, Waltershausen und Tabarz verbesserten die Infrastruktur. Im Wald wurden die schönsten Plätze zugänglich gemacht, wodurch immer mehr Touristen angelockt wurden. Mit besonderer Hingabe widmete sich Ernst I. dem Baugeschehen. Neben dem Coburger Schloß und der Veste Coburg, neben den Theaterbauten in beiden Residenzstädten war es vor allem Reinhardsbrunn, wo der Schloßbau vorangetrieben wurde. Als Architekten wirkten damals Gustav Eberhard und Carl Alexander von Heideloff. Für die Parkgestaltung wurde der junge herzogliche Obergärtner Eulefeld beauftragt. Zwei kleine Teiche wurden vereinigt, ein dritter Teich verfüllt.

 1832   war der Hauptkomplex des Schloßgebäudes fertiggestellt. Die einzelnen Flügel des Schloßbaues wurden nicht in rechten, sondern spitzen und stumpfen Winkeln aneinander gereiht. Dadurch wurde wohl auch die Romantik des Gebäudes erhöht.

 1833   erreicht die gesamte Schloßanlage 5 Gebäude, gewöhnlich das Hohe Haus genannt, stößt nordöstlich das Einfahrts- oder auch Saalgebäude. Ein besonderes Kleinod einer gotischen Steinmetzarbeit finden wir am sogenannten Schalltore in Stein gehauen. Der Kopf mit Barett schaut aus einem kleinen Fenster heraus. Eine legendäre Überlieferung sagt, er stellt einen Mönchskopf vor, der die heranstürmenden Bauern (1525) zuerst bemerkt habe. Eine andere Version meint, es sei der Meister dieser Dombauhütte, der stets namenlos bleiben mußte und sich so auf diese Weise ein Denkmal setzte. Wie es auch sei, er wirkt nach wie vor als  “Fenstergucker”  besonders attraktiv.

 1834   folgte im Aufbau die Hirschgalerie (früher Amtshaus). Die Stockhöhen dieses Gebäudeteiles liegen nicht in gleicher Höhe der anderen, sondern um einige Stufen höher. Vom Hofe aus wurde hier eine freistehende Treppe mit Extraeingang zu dem im unteren Stock befindlichen Speisesalon, der besonders zu Jagden genutzt werden sollte, angefügt. Daneben sind die Kaffeeküche und Vorratskammern, sowie die Wohnung des Kastellans angeordnet.

 1835   kam der Turm und ein Teil der Kirchgalerie dazu. Im ersten Stock wurden hier Wohnungen (wie über der Hirschgalerie) für Kavaliere und unterm Dach Dienerwohnungen eingerichtet. Danach trat eine lange Unterbrechung der Bautätigkeit ein.

 1837  setzte in Friedrichroda und Reinhardsbrunn ein stärkerer Fremdenverkehr ein. Der Gothaer Buchhändler Friedrich Christoph Perthes, Mitbegründer des Börsenvereins der deutschen Buchhändler und Freund führender Gelehrter seiner Zeit, war in die Berg- und Waldidylle Friedrichrodas gekommen, um sich von den Folgen einer schweren Krankheit zu erholen. Von ihm wurde Friedrichroda als Kurort entdeckt. Er hatte das Haus in der Reinhardsbrunner Straße bezogen, das 1834 vom Schloßkaplan Grote gebaut worden war.

 1840   ehelichte der Sohn Herzog Ernst I., Prinz Albert (1819 – 1861) seine Cousine Viktoria (1810 – 1901), die damals schon Königin von Großbritannien war. Bereits 1834 hatte sie als 15jährige Prinzessin mit einem Leiterwagen von Liebenstein kommend über den Dreiherrenstein den Großen Inselsberg besucht.

 1841  wurde im Rosengarten des Schlosses das Denkmal eines altdeutschen Jägers mit den Zügen Herzog Ernst I. aufgestellt, das der Bildhauer Koch aus Gotha geschaffen hatte.

 1844  starb am 29. Januar der Bauherr des Schlosses Reinhardsbrunn, Herzog Ernst I.. Auf den Thron folgte ihm sein Sohn, Herzog Ernst II. (1818 – 1893). Nach vielseitiger Ausbildung an den Höfen von Coburg und Brüssel, aber auch an der Bonner Universität, wurde er Rittmeister im sächsischen Gardereiterregiment in Dresden. 1842 hatte er Alexandrine, die Tochter des Großherzogs von Baden geheiratet. Herzog Ernst II. nutzte Reinhardsbrunn besonders für Familientreffen, Festlichkeiten und Jagdgesellschaften, vor allem aber zur Entspannung in den Sommermonaten. Im gleichen Jahr erfolgte unter dem selbstlosen Einsatz des Arztes Dr. Ferdinand Keil in Friedrichroda der Aufschwung als heilklimatischer Kurort. Hotels und Pensionen sowie ein Badehaus entstanden.

 1845   Der 30. August war einem besonderen Jagdausflug vorhalten, der von Reinhardsbrunn zur Tanzbuche und Jägersruh zur Jagd am Weißen Berg führte. Nach dem Jagdbericht waren u. a. Jagdgäste außer der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, die Königin der Belgier, Herzogin Alexandrine (Gattin Herzog Ernst II. von Sachsen – Gotha – Altenburg), König Leopold, Prinz Albert und Herzog Ernst (als Gastgeber) werden als die eifrigsten und erfolgreichsten Schützen ausgewiesen. Die Strecke umfaßte 66 Stück Wild. Danach wurden noch Fahrten nach Schloß Molsdorf, Ohrdruf u. a. unternommen. Am 2. September (also 2 Tage später), so das akribisch geführte Protokoll (Staatsarchiv Gotha), labten sich neben den königlichen Hoheiten weitere 27 Personen (Gefolge) an saftigen Reh- und Wildschweinbraten in Reinhardsbrunn. Es gab auch Rebhühner und köstliche Trüffel. Nicht von ungefähr wurde Reinhardsbrunn auch wegen seiner Fischgerichte gerühmt, schließlich boten die Teiche rund um das Schloß bis nach Schnepfenthal Karpfen, Zander und Forellen, die schon zu Zeiten des Klosters bei den Benediktinermönchen reichhaltig waren. Was lag da näher, als diese auf  königlichen und fürstlichen Wink hin, aus dem Wasser in die Pfanne zu befördern und sie dann zu servieren. Viktoria, Albert und die anderen Gäste in der Gothaischen Residenz brauchten sich nicht wie einst (laut Urkunde von 1382) an die Klostervorschriften zu halten, die festlegten, wie oft und wann Fleisch und Eier sowie Fisch aus den Teichen gegessen werden durfte. Wenn die Mönche der Abtei auch keineswegs hungern mußten, den Ansprüchen der Queen und ihres Gemahls wäre der Speiseplan des Klosters wohl kaum gerecht geworden. Solche Empfänge bei Vater und Schwiegervater Herzog Ernst II. und Herzogin Alexandrine, geborene Prinzessin von Baden (1820 – 1904) waren damals eine wichtige familiäre Grundlage im Hause der Ernestiner. In dieser geschichtlichen Zeittafel seien noch weitere bedeutende Persönlichkeiten aufgezählt, die Schloß und Park Reinhardsbrunn zu dieser Zeit besuchten: Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg, die Herzogin von Kent, die Großfürstin Helene von Rußland, der Prinz Carl von Preußen mit Gemahlin, die Herzöge von Württemberg Alexander und Ernst, der Großherzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, die Herzöge von Sachsen-Altenburg und Sachsen- Meiningen, alle mit Gemahlin und auch die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen sowie Reuß jüngere Linie. Noch im gleichen Jahr wurde ein noch vorhandenes Teilstück des Klostergeländes nach Süden hin durch den Abriß der alten Klostemauer geöffnet.

 1855   begann der Abriß der seit 1607 erbauten Kirche, nach dem ein Brand im ersten Gebäude diese unversehrt gelassen hatte. Der Bau einer neuen Kirche sollte in Angriff genommen werden.

 1862   war einer der zeitlich längsten Aufenthalte der Königin Viktoria von Großbritannien und  Irland (14 Tage), aber diesmal bereits als trauernde Witwe. Chronistisch sei hier gesagt, dass der britischen Königin Reinhardsbrunn und damit Thüringen ans Herz gewachsen war und das verdient, als besonderes Geschichtsereignis gewürdigt zu werden. Bei ihren Besuchen soll sie immer wieder geäußert haben: “Wäre ich nicht, was ich bin, hier würde mein wirkliches Zuhause sein”.

 1874   wurde die damals neue Kirche fertiggestellt, dessen Bau bereits 1857 begonnen wurde. Die Schloßkapelle wurde am 16. August dieses Jahres eingeweiht.

 1876   ist die bisherige Pferdebahn von Fröttstädt nach Waltershausen bis nach Friedrichroda – aber jetzt als Lokomotivbahn – weitergeführt worden. Bisher fuhren nur Lohnfuhrwerke nach Friedrichroda und Reinhardsbrunn. Im Ahnensaal des Schlosses Reinhardsbrunn malte Professor Schneider aus Gotha die 32 Landgrafenbilder in Öltechnik, die in den spitzbogigen Nischen des oberen Gesimses ihren Platz fanden. Diese Ahnengalerie wurde relativ bescheiden ausgeführt, laut Auftrag “grau in grau” gemalt, sogenannte “Grisaillen”. Es wurden tatsächlich mehr andeutend umreißende “Spuren” als charakteristische Porträts der Dargestellten ausgeführt, aber sie erfüllten ihren Zweck. In dieser, äußerst selten so ausgeführten Form, findet man eine solche beträchtliche Anzahl nicht, die wesentliche Vertreter der Ludowinger, der Wettiner und solcher ihrer ernestinischen Linie in einem Reigen von Bildnissen vereinigt. Eines der 32 Bilder wird später – angeblich sei dem zweiten Weltkrieg – vermißt. Es soll sich dabei um eine Darstellung Johann des Beständigen gehandelt haben.

 1896   wurde die Eisenbahnstrecke an Reinhardsbrunn vorbei nach Friedrichroda bis Georgenthal weitergeführt, wobei es beim Bau des 279,8 m langen Reinhardsbergtunnels zu mehrmonatiger Verzögerung gekommen war.

 1903   erfolgte die Einstellung des Bergbaubetriebes unweit von Reinhardsbrunn, wo Johann Wolfgang von Goethe im Herzog-Ernst-Stollen 1782  “ein Kompendium der gesamten Thüringer-Wald-Mineralogie” vorfand. (Goethe-Werke, WA II, Bd. 10) Die Marienhöhle wurde danach von den beiden Pächtern Brühl und Steinbach als Schauhöhle weiterbetrieben. Marienglas aus dem alten Gipsstollen ist auch zur Ausschmückung der Reinhardsbrunner Schloßkapelle verwendet worden.

 1905   zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte 1905 Carl Eduard (1884 – 1954) der Herzog von Connaught für sich und seineFamilie der von einem nächstjüngeren Bruder Alfreds   (vorletzter Regent 1893 – 1900) abstammenden Linie Albany verzichtet. Carl Eduard – letzter Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha war der Sohn von Herzog Leopold von Albany, der selbst wiederum ein Sohn von Königin Viktoria und Prinz Alberts war und der Prinzessin Helene von Waldeck. Zu erwähnen sei hier, dass der Vorregent Herzog Alfred -1874 – die einzige Tochter des russischen Zaren, die Großfürstin Maria Alexandrowna ehelichte. Damit wurde die Verzweigung der Ernestiner auch zum russischen Adel perfekt. Reinhardsbrunn und Friedrichroda waren als Luftkurort und Wintersportplatz über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Besonders Reinhardsbrunn wurde damals zur stillsten und einsamsten Gegend des Thüringer Waldes, am Fuße des höheren Gebirges gezählt. Das hochromantische Schloß Reinhardsbrunn galt als “”Perle des Thüringer Waldes”.

 1907  erfolgte die Gründung des “Vereins für die Erhaltung der Volkstrachten im Herzogtum Gotha”. Dieser Verein stand unter der Schutzherrschaft der Herzogin Viktoria Adelheid        von Sachsen-Coburg und Gotha und hatte sich zum Ziel gesetzt, “die Volkstrachten im Herzogtum” zu erhalten. Mit einem Trachtenfest im Park-Pavillion in Gotha im Dezember sollte Freude “an den althergebrachten” kleidsamen Trachten “allenthalben neu” geweckt werden. Für das darauffolgende Jahr wurde ein weitaus größeres Trachtenfest vorbereitet.

 1908   bildete das alte Fürstenschloß mit seinem Landschaftspark, umgeben von dem großen Areal “vortrefflicher Wiesen” und den “uralten Linden und Fichten” die beste Kulisse für ein Trachtenfest im Herzogtum. Am 5. August begann der Festzug durch den Schloßpark. Daran beteiligten sich über “800 Frauen und Jungfrauen” aus folgenden Orten: “Finsterbergen, Teutleben, Frankenroda, Ebertshausen, Hallungen, Nazza, Neukirchen, Lauterbach, Cabarz, Fischbach, Friedrichroda, Schwarzhausen, Tabarz, Friemar, Tüttleben, Rödichen, Fröttstädt, Ernstroda, Ruhla, Schönau v. d. Wald, Laucha, Winterstein, Tambach, Altenbergen, Leina, Catterfeld, Engelsbach, Obermehler, Gera, Klein Tabarz, Georgenthal, Haina …”. (Die Aufzählung der Orte sollte die große Weiträumigkeit und Bedeutung des Trachtenvereins demonstrieren.) Vorgestellt wurden vor allem die kleidsamen Bauerntrachten, teilweise mit den kostbaren Geschmeiden geschmückt. Nach dem Festumzug sangen (dem Bericht des Vereins zufolge) die Frankenrodaer und Finsterberger ihre hübschen Thüringer Lieder. Und  “Die Tabarzer, Cabarzer und Frankenrodaer tanzten zierliche Reigen und die Ruhlaer führten ihren alten Tanz, den `Rühler Sprenger` auf”. Das Lied  “Das stille Tal” (eine Reverenz an Reinhardsbrunn) wurde gemeinsam gesungen. Die Cabarzer und Fischbacher führten das Hahnenschlagen vor und dann begann …”ein buntes Treiben nach alter Thüringer Art”. Insgesamt seien etwa 10.000 Zuschauer in Reinhardsbrunn dabei gewesen. Bis heute und für die Zukunft bleibt dieses Trachtenfest eine Vorbildwirkung einer wirklichen Trachtenbewegung. (Quelle: Thüringer Monatsblätter 1908 ff.)

 1911   erreichte die Zahl der Friedrichrodaer Kurgäste 14677. Ausdrücklich gelobt werden u. a. die schöne Lage zwischen Wiesengründen und bewaldeten Bergwänden, die”außerordentlich geringen Temperaturschwankungen zwischen Juni und September”  und der “Reichtum an Spaziergängen und Ausflügen” wurde hervorgehoben. Dabei wurde die idyllische Lage von Schloß und Park Reinhardsbrunn und die gute Wasserqualität der Reinhardsbrunner Teiche von den Kurgästen besonders hervorgehoben. August Eckardt, ein begeisterter Wintersportler und Schriftführer des Wintersport-vereins, zugleich Oberpostassessor der Deutschen Reichs post, übernahm in diesem Jahr die Funktion des ersten Kurdirektors von Friedrichroda.

 1912   wurde wie 1908 und 1910 das letzte Trachtenfest in Reinhardsbrunn vor dem Ersten Weltkrieg  durchgeführt. Mit dem Weltkrieg von 1914 – 1918 war es zunächst mit dem unverwechselbarem Flair der Kurstadt und Reinhardsbrunn zu Ende.

 1917/18   Der Krieg beförderte den bereits nach der Jahrhundertwende begonnenen Verfall des monarchischen Gedankens. Mit dem Rücktritt des letzten Herzogs von Sachsen – Coburg und Gotha sowie mit dem Ende der Tätigkeit des gemeinsamen Landtages waren auch die verbindlichen Elemente zwischen den Landesteilen Gotha und Coburg beseitigt.

 1919   war die Landesteilung perfekt. Auf Reinhardsbrunn hatte Coburg keinen Einfluß mehr, aber auch der Gothaer Adel konnte den bisherigen Charakter des Reinhardsbrunner Jagd- und Lustschlosses nicht mehr fortsetzen.

 1920   endete eine Zeit schlimmster politischer Unruhen, in denen politischer Radikalismus   sowohl von links, als auch von rechts, Demokratisierungsansätze zu ersticken drohten. Am 1. Juli beschloß das Reichsgesetz, Coburg dem Land Bayern zuzuordnen. AuchFriedrichroda und Reinhardsbrunn standen nun unter dem Verfassungswerk der Weimarer Republik.

 1922   erhielt Thüringen seine neue kleinstaatliche Verwaltungsstruktur mit 15 Landkreisen. Damit gehörte Friedrichroda/Reinhardsbrunn zum Landkreis Gotha.

 1925   lief ein Prozeß des letzten Coburg-Gothaer Herzogs Carl Eduard, der gegen seine Enteignung durch das Land Gotha geklagt hatte. Diese Klage, in der auch Schloß und Park Reinhardsbrunn einbezogen war, erklärte das Reichsgericht zunächst (mehr aus formalen als aus grundsätzlichen Erwägungen) für ungültig. Ein Wahlergebnis (45% in Thüringen – mehr als Reichsdurchschnitt) reichte aber nicht aus und die Entscheidung verlief für die Fürsten (erst 1939 konnten diese Auseinandersetzungen entgültig beigelegt werden). Die Aufhebung der Kleinstaaterei, vor allem der damit verbundene Wegfall der kulturfordernden Leistungen der Fürstenhäuser und der Residenzen als Stätten der Kulturpflege und der strenge Sparkurs der Thüringer Regierungen im Kulturbereich führten zu einem gewissen Verlust an kultureller Vielfalt. Ehemalige fürstliche Kulturgüter, wie das Schloß Reinhardsbrunn bestanden als öffentliche Stiftungen weiter fort.

 1929    fuhr am 17. Juli die erste Thüringerwaldbahn vom Gothaer Bahnhof bis nach Tabarz. Insgesamt 21,7 km betrug die gesamte Strecke. Mit der Haltestelle “Reinhardsbrunner    Teiche” konnten nun die Reisenden, oder auch Kurgäste, unmittelbar an Park und Schloß Reinhardsbrunn herangeführt werden. Allerdings brachte zu dieser Zeit die Weltwirtschafts- krise auf allen Gebieten Einschränkungen. Im Schloß war das Victoria – Adelheid – Heim für Offiziersfamilien untergebracht und im Marstall befand sich eine Jugendherberge.

 1933   wurde bekanntlich auf der Basis des “(Reichs-)Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich” der Thüringer Landtag aufgelöst. Unter der NS – Diktatur  war das Gebiet Thüringen ein Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie geworden.

 1943  erhielt auf direkten Befehl Hitlers der Reichsführer SS und gleichzeitigerReichsinnen- minister Himmler, den Auftrag, im Raum Ohrdruf das Führerhauptquartier einzurichten. Nach der geheimen Kommandosache “Olga” (bereits seit 1935) war unter den verschiedenen Objekten im Thüringer Wald auch Schloß Reinhardsbrunn vorgesehen.

 1945   Das Jagdschloss Reinhardsbrunn war ab 1. Februar durch die Reichskanzlei angemietet worden. Mit einem Kriegstransport aus Ostpreußen kamen 126 Kisten Beutegut. Das Schloß erhielt den Decknamen “Wolfsturm”. Das Kurhaus auf dem Friedrichrodaer Reinhardsberg wurde vom Chef der nazistischen Führungsgruppe des Generalstabes mit seiner Operationsabteilung als Stabsquartier hergerichtet und mit dem Schloß in Reinhards- brunn verbunden. Der Tunnel durch den Reinhardsberg diente zur Aufnahme des Sonderzuges von Hitler (wie auch der Brandleitetunnel bei Oberhof). Allein 135 Opfer forderte ein amerikan- ischer Bombenangriff am 6. Februar 1945. 74 Häuser der Stadt Friedrichroda wurden total zerstört. Im April befreiten alliierte Truppen der Antihitlerkoalition Thüringen von der faschistischen Diktatur. Am 4./5. April wurde Friedrichroda/Reinhardsbrunn von Einheiten der III. US-Armee kampflos besetzt. Nur das Kurhaus, in dem Munition gelagert war, wurde noch völlig zerstört. Kriegsschäden sowie Hunger und Not belastete die Stadt.

III. Restauration und Neugestaltung des denkmalgeschützten Schlosses mit Park bestimmten eine neue Entwicklungsstufe. Die Zeit nach dem II. Weltkrieg ist geprägt von einer traditionsbewussten  Erneuerung bei Achtung der heimatlicher Geschichte. In diesen historischen Gemäuern sollen wieder Konferenzen, Empfänge, Versammlungen stattfinden und rauschende Feste gefeiert werden.

 1947   war im Schloß die Feuerwehrschule des Landes Thüringen untergebracht worden. Es gab Überlegungen, den 1525 in Eisenach geborgenen Gebeinen des Landgrafen Friedrich des Freudigen (gestorben 1324), die in der Schloßkapelle aufbewahrt wurden, eine würdige Ruhestätte zu verschaffen.

 1951  gab es Verhandlungen zwischen der Wartburgstiftung Eisenach und dem Rat des Kreises Gotha, die Grabdenkmale der Mitglieder der Landgrafenfamilie wieder in Reinhardsbrunn zu stationieren. Der damalige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Moritz Mitzenheim, plädierte für den Standort in der Stadtkirche St. Georgen in Eisenach. Diesem Vorschlag wurde entsprochen unter der Bedingung, dass der Transport unter Beratung durch Landeskonservator Boecking zu erfolgen hatte. In diesem Jahr wurde außerdem ab Mai das vom Rat des Kreises Gotha beim Amtsgericht Waltershausen beantragte Bodenreformland von 6000 h für die Jugend GmbH Erfurt übergeben. Dieses ehemalige herzogliche Gelände jenseits der Landstraße im Norden des Schloßgeländes wurde von da ab von der Pionierorganisation “Ernst Thälmann” in der DDR genutzt. Zuerst ein Zeltlager, dann mit festen Gebäuden entstand hier das Zentrale Pionierlager  “Georgi Dimitroff”.

 1952   besteht erstmals ein von der Binnenfischerei betriebener Bootsverleih (am Gondelteich) in Reinhardsbrunn.

 1953   begann am 7. April der Bau einer neuen Wasserleitung von 3 Quellen des Reinhards- Teiches für das Ortsnetz von Friedrichroda. Es folgte der Bau einer Pumpstation. Im Mai des folgendes Jahres konnte dann das frische Quellwasser in den damals wieder aufblühenden Ferienort geleitet werden, eine Verbesserung, die nicht nur den Einwohnern, sondern auch den immer zahlreicher werdenden Urlaubern und Ausflüglern zugute kam.

 1957   Die DEFA macht Aufnahmen zum Märchenfilm  “Rapunzel” im Hof und im Schloss. 1961  fanden in Friedrichroda / Reinhardsbrunn 68.394 Urlauber Erholung und Entspannung. Dazu kamen noch  viele Tagestouristen. Das ehemalige herzogliche Jagd- und Lustschloß wurde vom Reisebüro der DDR als Renomierhotel und Devisenbringer genutzt.

 1962   erlebten die Friedrichrodaer und ihre Gäste das 125jährige Jubiläum als Kur- und Erholungsort. Eine 19-köpfige Kurkapelle sorgte damals für frohe Klänge in den Parks und Ferienheimen der Gewerkschaften. Eine Trachtengruppe, der Männerchor und ein Mandolinenorchester der Stadt brachten abwechslungsreiche Programme.

 1963   erhielt Friedrichroda mit Reinhardsbrunn durch den damaligen Bezirkstag Erfurt das Prädikat “Staatlich anerkannter Erholungsort”. Das war im damaligen Osten Deutschlands, der DDR, die höchste Anerkennung für Gästebetreuung.

 1974   wurde eine erste Restaurierung im Schlosshotel mit erheblichem Kostenaufwand durchgeführt. Damit gelangten Schloss und Park wieder zu einem neuen Anziehungspunkt. Nicht nur als Tagungsstätte internationaler und nationaler (damit auch gesamtdeutscher – trotz zweier deutscher Staaten) Kongresse und Symposien, vor allem aber auch für Liebhaber gepflegter und gehobener Gastlichkeit. Im Ahnensaal finden Konzerte statt und im Schloßhof wurden Kaffee-Nachmittage organisiert. Neueste Attraktion im Schloß wurde die Gaststätte “Klosterkeller”. Nicht weit entfernt von Schloß und Park empfing das Parkhotel mit geschmackvollen Gasträumen seine Gäste. Es war 1813 mit Bierbrauerei als “Gasthof Reinhardsbrunn” gebaut worden. Beliebt zu dieser Zeit war die Bootsstation in unmittelbarer Nähe des Parkhotels am Gondelteich. Unter Einbeziehung des Schlossparkes entwickelte sich hier ein kleines Naherholungszentrum. Eine Bootsparty mitten im Thüringer Wald gestaltete sich als Urlauberhöhepunkt. Im Ferienort Friedrichroda selbst war zu dieser Zeit die Rekonstruktion der Perthes-Promenade mit rund 300.000 Mark der DDR auch zu einer Naherholungsattraktion geworden.

 1980   Friedrichroda/Reinhardsbrunn registrierte 2900 Ferienplätze der Gewerkschaften in 7 Erholungsheimen und 7 Urlauberwohnheimen, davon sind rund 700 Privatunterkünfte.

 1987  wurde in Friedrichroda/Reinhardsbrunn das 150jährige Jubiläum als Erholungsort gefeiert.

 1989   steigern sich die politischen Ereignisse zur Bankrotterklärung der DDR-Regierung. Am 9. November werden die Grenzen zur BRD geöffnet.

 1990   erfolgt die Wende zur deutschen Wiedervereinigung. Die politischen Ereignisse dieses Jahres führen am 18. März zu freien demokratischen Wahlen für die Volkskammer der DDR. Deutschlands Wiedervereinigung wurde am 3. Oktober dieses Jahres vollzogen.

 1991  Am Reinhardsbrunner Schloß wurde das Kavaliershaus nach dem Umbau eröffnet. Rund 600 Gäste monatlich wurden von 38 Mitarbeitern des Schlosshotels betreut. Damit, so der damalige Hoteldirektor Klaus Kraft, sei eine Auslastung von 80 Prozent erreicht. Mit Hilfe eines 4 Millionen – Kredites war das Kavaliershaus durch polnische Restauratoren restauriert worden. Noch ungeklärte Eigentumsverhältnisse belasteten noch das Schlosshotel.

 1992   hatte die Ressort – Hotel-Gesellschaft das Schloss von der Treuhand gekauft, im Paket mit  anderen Reisebüro-Hotels der DDR. Im Außenbereich wurde das Evangelische Stift Reinhardsbrunn mit einem Gottesdienst eröffnet.

 1993   gründet sich in Friedrichroda im April die “Verwaltungsgemeinschaft Reinhardsbrunn” mit Friedrichroda/Reinhardsbrunn und den Gemeinden Finsterbergen und Ernstroda /Cumbach. In den Mitgliedsorten leben zirka 8.650 Einwohner. Das gesamt Gebiet umfaßt 3.659 ha, davon 2.041 ha Wald. Die Stiftung  “Der Herzog von Sachsen-Coburg-Familien”  hatte 1990 Antrag auf Rückführung der Ländereien (ehemaliges Kinderferienlager der DDR) im Reinhardsbrunner Außenbereich gestellt. Damit wurde der geplante Bau eines eigenen Schulungszentrums der Fleischer- Berufsgenossenschaft (FBG) in Frage gestellt. Insgesamt waren das 843 ha, die diese Altansprüche des Adels ausmachten. Dieser Antrag wurde jedoch abgelehnt, weil die Enteignung von 1945 – 1949 laut Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von 1991 rechts- kräftig wurde. Das Parkhotel wird wegen erheblicher Baumängel und evtl. bevorstehender Rekonstruktion geschlossen.

 1994   Erhielt die FBG den Zuspruch für den Bau des Weiterbildungszentrums in Reinhardsbrunn. In diesem Jahr erfolgte die Grundsteinlegung. Auf einem Areal von 45.000 Quadratmetern entstehen damit ein Hörsaal, Seminarräume und 62 Teilnehmerzimmer. Bankkosten sind 34 Millionen Mark. 2000 Lehrgangsteilnehmer jährlich finden damit optimale Bedingungen für Wochen- oder Halbwochenkurse. Im Kavaliershaus wird der Frühstücksraum in der obersten Etage zum öffentlichen Restaurant umgebaut.

Im Park von Reinhardsbrunn wird Heilwasser gefunden, was den Antrag Friedrichrodas als Kneipp-Kurort fördert. Die Stadt fördert den Bau einer Leitung über den Reinhardsberg sowie für die Abfüll-Firma “Schloßquelle”, die im Ortsausgang nach Ernstroda gebaut werden kann. Entsprechend dem Auftrag der Stadtverwaltung Friedrichroda präsentiert Dr. Hans-Jörg Ruge vom Thüringer Staatsarchiv auf Schloss Friedenstein in Gotha den ersten von vier Teilen der Stadtgeschichte. Schwerpunkt im ersten Heft ist Reinhardsbrunn die Kloster- und Schloßgeschichte. Dr. Ruge betonte besonders: “Friedrichroda kann nicht losgelöst von der Geschichte Reinhardsbrunn betrachtet werden”. Die erste Auflage (etwa 50 Seiten) erschien mit 2000 Exemplaren. In diesem Jahr wurde das Kavaliershaus selbständiges Hotel mit Restaurantbetrieb, nachdem es seit 1992 bereits als Bettenhaus des Schlosses fungierte. 19 stilvoll eingerichtete Zimmer  bieten individuellen Komfort.

 1995   faßte die Synoda der evangelischen Landeskirche am 23. März den Beschluß, das Grundstück des Stiftes Reinhardsbrunn wieder zu veräußern. Bisher wurde das Stift genutzt für die Evangelische Erwachsenenbildung Thüringen mit einem Teil ihrer Zweigeinrichtungen, die Ländliche Heimvolkshochschule, das Pädagogisch – Theologische Zentrum für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von gemeindepädagogischen Mitarbeitern. Außerdem zur Aus- und Weiterbildung der Pfarrvikare in der Ev.-Luth. Kirche Thüringens usw. Eine große Anzahl von größeren und kleineren Tagungen und Konferenzen wurden seit 1992 durchgeführt. Für die weitere Schlossrestaurierung wurde mit einer Investitionssumme von rund 50 Millionen Mark die Baugenehmigung erteilt. Im Januar 1995  wurde das Schloss wegen bevorstehender Renovierung geschlossen.

 1997  werden im Hotel Kavaliershaus erste Renovierungen und Verschönerungen vorgenommen. Es entsteht eine Hotelsuite im romantischen Flair, die besonders bei Hochzeitsgästen beliebt ist und ein Bier- und Kaffeegarten auf der Wiese neben demHaus.

 1998   hatte zum 1. Reinhardsbrunner  PARKFEST der Verein “Neue Arbeit auf dem Lande in  Thüringen e.V.” (NALIT e.V.) in die Parkanlagen des Stiftes Reinhardsbrunn  eingeladen. Unter dem Motto “Was entsteht neues in Reinhardsbrunn?” wurde im Stift über Arbeit und Vorhaben gesprochen. Am 1. April konnten 25 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beginnen, das Stift weiter zu profilieren zu den Themen wie: Reinhardsbrunner Klostergeschichte Kneipp – Gesundheitszentrum Landschaftspark Reinhardsbrunn

 1999   wurde am 14. April mit einem Großaufgebot von Vertretern der Fleischindustrie, das neue Aus- und Fortbildungszentrum für Arbeits- und Gesundheitsschutz der Fleischerei – Berufsgenossenschaft Mainz (FBG) in Reinhardsbrunn eröffnet. Das Schulungszentrum erhielt 60 Einzelzimmer und wird von elf Gastronomie- und Hotelfachkräften der Region bedient. Anregung für den Standort kam von Fleischereiinnungsmeister Rainer Koch aus Friedrichroda. Neben dem Fischlehrpfad, der in Reinhardsbrunn bereits einige Jahre besteht und auch durch den Schlosspark führt, wurde im Juni der Benediktinerpfad eingeweiht. Baubeginn war im August des vergangenen Jahres. Ganz traditionsbewußt hatten die Verantwortlichen der Kurgesellschaften Friedrichroda und Tabarz sowie des Fremdenverkehrsvereins Waltershausen in einem gemeinsamen Projekt entschieden, einem regionalen Rundwanderweg (15 Kilometer) den Namen der Benediktiner zu geben. Schließlich gilt das Reinhardsbrunner Kloster als bedeutende Stätte Thüringer Regionalgeschichte. Verbunden damit werden touristische Sehenswürdigkeiten (komplett beschildert), sagenumwobene Orte aus der Klosterzeit und Ausflugsziele. Die Einweihung erfolgte am Thüringer Wandertag des Jahres 1999.

Am  31. Juli und 1. August veranstaltete das Hotels Kavaliershaus im Schloßpark das 1. Reinhardsbrunner SCHLOSSFEST statt. Hier hatte sich die “Ludowinger Tafelrunde e. V.” aus Eckardsberga in ihren historischen Kostümen mit Hof-, Tisch- und Tafelsitten aus der Zeit Ludwig III. präsentiert. Eine reiche Gästezahl konnte sich beim Hufeisenwerfen oder Bogenschießen versuchen und sich zum “Ritter schlagen” lassen oder auch etwas über Wappenkunde erfahren. Außerdem gab es zu reichhaltigem Speis und Trank auch Marktstände, Kinderkarussell und es wurden Kutschfahrten und Ponyreiten angeboten. Den Höhepunkt des Jahres 1999 bildeten die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel.Unter dem Motto:  “Sagenhaftes Reinhardsbrunn – 1000 Jahre Kloster – Schloss &Hotel” fand eine 4-tägige Kultur- und Menüzeitreise statt, die jeweils einen der historischen Abschnitte darstellte. Dieses war gewissermaßen ein kleiner Test für eine spätere glamouröse, mehrere Tage andauernde Wiedereröffnung des Schlosshotels.

Zum Jahresende 2001 wurde das Hotel geschlossen.


Literaturnachweis / Quellen  zur Reinhardsbrunner Chronik

1. Nach Veröffentlichungen des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, Schloß Friedenstein · Geheimes Archiv 00II Nr. 15a; Oberkonsistorium Spevialia, Am Reinhardsbrunn Nr. 2; Kammerarchiv, Am Reinhardsbrunn Nr. 728; Schloßhaupt- mannschaft Gotha Nr. 884, 897a, 964, 981; Oberhofmarschallamt Nr. 274, 275 627 – Landeskirchenarchiv Eisenach: A 880 II
· F.X. Wegele: Anales Reinhardsbrunnenes, Jena 1854
· O. Posse: Die Reinhardsbrunner Geschichtsbücher, Leipzig 1872
· K Wenk: Zur Entstehung der Reinhardsbrunner Historien und der Erfurter Peterschronik, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Band 10, Hannover 1884/85
· Cronica Reinhardsbrunnensis, hrsg. V. O. Holder Egger, in: Monumenta Germaniae historica, SS, Band XXX/1, Hannover 1896, S. 490 – 656
2.  “Kleiner Kunstführer” durch Kirchen, Schlösser und Sammlungen im mitteleuropäischen Kulturraum, Verlag Schell und Steinert GmbH Regensburg 1996
3.  5000 Jahre Weltgeschichte, Die Klosterregel des heiligen Benedikt, M. David Knowlers, S. 164, Verlag Wehling, Were i. W.
4.  Auf den Spuren Thüringer Fürsten, Wilhelm Rausch, Lektoren Dr. Helga Rasche, Gotha und Dr. K. P Herr, Gotha, Justus Perthes Verlag Gotha, 1. Auflage 1995
5.  R. Jonscher: Kleine thüringische Geschichte, Jenzig-Verg Köhler, Jena 1993
6.  Ulrich Brunzel: Hitlers Geheimobjekte im Thüringer Wald; J.-Jung-Verlag Zella-Mehlis; Suhl 1992
7.  Forschungen zur Thüringischen Landesgeschichte, Weimar 1958, S. 115 – 149
8.  Mitteilungen der Vereinigung für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung 9 (1907), S. 63 – 73; Reste der Reinhardsbrunner Bibliothek (nach Ehwald Rudolf)
9.  Bau- und Kunstdenkmäler Thüringes, Bd. 3, Heft 1, Jena 1891, S. 16 – 26 (Lefeld, Paul)
10. Annerose Reinhardt/Christel Gräfenhahn: Friedrichroda (Rat der Stadt), Buchdruckerei Frank Schröeter, Friedrichroda, 1987
11. Die Mitarbeiter des Hotels Kavaliershaus und ehemalige Schlossbedienstete