Post aus dem Buckingham Palast freut den Förderverein Schloss Reinhardsbrunn
Friedrichroda. Der Abend bricht an. Im Versammlungsraum vom „Brauhaus“ ist jeder Platz gefüllt. Etwa 30 Mitglieder vom Förderverein Schloss Reinhardsbrunn sind gekommen. Alle kennen die neuesten Nachrichten, wissen, dass ein Eigentümer angeblich seine Anteile dem Land Thüringen geben möchte. Sie wissen auch, dass Ministerpräsident Bodo Ramelow(Linke) erst einmal weiter den Weg der möglichen Enteignung geht.
Christfried Boelter hat den Vorsitz im Förderverein Schloss und Park Reinhardsbrunn, der sich im Herbst 2011 gegründet hat. Bereits seit 1998 hat Boelter das Evangelische Stift Reinhardsbrunn mit umgebaut und entwickelt. In seiner deutlichen Stimme sagt der frühere Pfarrer in die Runde: „Ich ein optimistischer Mensch. Wir nehmen alles erst einmal als gute Nachricht.“ Daher kann er gelassen einordnen, dass – anders, als vorgesehen – kein Mitarbeiter der Thüringer Staatskanzlei gekommen ist, um im Auftrag von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit ihnen über den Stand der Dinge zu sprechen.Eine erfreuliche Nachricht berichte Vorstandsmitglied Andreas Paasche. Er hat am 26. Februar an den Gatten der Queen, an Prinz Philip geschrieben, um ihn davon zu unterrichten, dass es Menschen gibt, die sich für das Erbe seiner Familie einsetzen, ohne dass sie Eigentümer sind.Es kam nicht nur eine Antwort aus demBuckingham Palace inLondon. Sie kam umgehend am 4. März als Dank für die Information.Das freut auchChristfried Boelter. Er ist nicht weiter insgesamt optimistisch, und er ist Realist. Und so lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Tagesordnung, auf die Vereinsarbeit.
Mit Schaufeln, Rechen und Schubkarren
Versammelt sind Menschen, die eine enge Bindung an das großartige Baudenkmal haben und die sich gegen den Verfall stemmen, indem sie pflegen, erinnern, sammeln und bewahren. „Es bleibt uns nur, unsere Arbeit zu tun“, sagt Christfried Boelter und meint den Arbeitseinsatz am 9. Mai ab 10 Uhr. Michael Heß aus Friedrichroda übernimmt. Der Winter, der letzte Sturm und unbekannte Besucher haben deutliche Spuren, auch von Vandalismus hinterlassen. Der Boden der Schlosskirche wurde besprüht, eine Tür eingetreten. Betonplatten, die einen Versorgungsgraben abdecken, stehen nach oben. Hier könnten Besucher während der Führungen leicht stolpern oder fallen. Von den Platten, die die Fenster verschließen, ist eine abgebrochen. Einige Mitglieder aus dem Verein sind darüber wütend, allein, das nützt nichts. Sie besprechen, wer Holz braucht, das übrig ist. Sie erinnern an Besen, Schaufeln, Rechen, Schubkarren, Müllsäcke, vielleicht eine zweite Motorsäge. Sie lassen nicht nach darin, zu zeigen, dass aus dieser Anlage etwas gemacht werden muss. Dann geht es um das Tor, das gemäß der Denkmalpflege gestrichen werden müsste. Das soll eine Firma übernehmen. Als Gast gekommen ist der Autor Otto Kurt Dieter Hesse. Er bringt frisch gedruckt im Verlag Macholdt seinen Kriminalroman „Zwei Särge für Schloss Reinhardsbrunn“ mit. Von jedem verkauften Buch (14,95 Euro) gehen 3,70 Euro als Spende an den Verein. Hesse sagt: „Ich möchte Sie unterstützen.“ Bereits gestern hat Andreas Paasche auf den Brief aus London geantwortet und einen signierten Krimi mit in dem Umschlag getan. Die Briefmarken zeigen Schloss Reinhardsbrunn.
Thüringer Allgemeine, Gotha, 1. Mai 2015