Mit dem Frühling kommen die Einbrecher nach Schloss Reinhardsbrunn
Unser Foto zeigt das Innere der Schlosskirche von Reinhardsbrunn während einer Besichtigung im Jahr 2012. Seither hat sich nichts zum Besseren getan. Archiv-Foto: Dirk Bernkopf
Wie geht es nun hier weiter? Die Frage beschäftigte am Mittwoch bis in den späten Abend die Mitglieder vom Förderverein Schloss und Park Reinhardsbrunn e.V. im Friedrichrodaer Brauhaus. Diese Frage hört auch Joachim Ortlepp am häufigsten. Er hört sie gleich am Anfang seiner Führung durch das einst stolze Schloss und den herrschaftlichen Garten von Reinhardsbrunn. Am Ende hört er sie erneut von den Besuchern. Er hat durchaus Ideen, er kennt das Schloss seit Jahrzehnten, und er kennt die deutlich längere Geschichte. Eine Antwort hat er nicht. Mit einiger Freude hörte er immerhin, dass der jetzige Besitzer mitteilen ließ, er würde seine Anteile an der Anlage dem Land Thüringen übereignen. So weit, so gut, so wenig. Joachim Ortlepp sagt: „Ich begrüße jede Nachricht, die eine positive Veränderung andeuten könnte. Beim zweiten Blick stellen sich hier allerdings deutlich Fragen.“ Er meint das Geld und die Ernsthaftigkeit des Angebotes, sagt aber doch: „Aus der Erfahrung der letzten Jahre bin ich verhalten optimistisch.“ Er registrierte daher wohl, dass Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow(Linke) an den Vorbereitungen für eine mögliches Enteignungsverfahren festhält und auf das Angebot des Besitzers einging mit den Worten: „Wenn in der Zwischenzeit aber ernstzunehmende Verhandlungen geführt werden können, werden wir die führen.“
Eigentümer hat scheinbar kein Interesse
Er führt fort, was Christine Lieberknecht (CDU) vor knapp einem Jahr in Gotha der Öffentlichkeit vorstellte. Sie ließ vom Jenaer Verfassungsrechtler Professor Michael Brenner ein Gutachten erstellen zu diesem mögliche Präzedenzfall für Deutschland. Das Gutachten hält fest, dass das bisherige Verhalten der Eigentümer offensichtlich kein Interesse am Erhalt des Denkmals erkennen lässt. Daher sei für Thüringen der Weg der Enteignung möglich. Zwischenzeitlich waren immer wieder Notsicherungen nötig, zuletzt im November 2014 am Westturm, wo Einsturzgefahr bestand. Die veranlasste das Landratsamt Gotha als zuständige Denkmalaufsichtsbehörde. Dieter Heunemann aus Schwarzhausen spannte zwei Stahlstreifen um den Turm. Nach Angaben des Landratsamtes lagen die Kosten der Sicherung bei etwa 3500 Euro für die Planung und rund 11 000 Euro für die Ausführung, das Material eingeschlossen. Die Behörde ging bei den Rechnungen in Vorleistung und forderte dann das Geld vom Besitzer. Hinzu kamen als sogenannte Ersatzvornahmen das Verschließen von Tür- und Fensteröffnungen und das Entfernen von Hausschwamm, wie das Landratsamt mitteilt. Es hat „bislang noch keine Kenntnis über mögliche Verkaufsabsichten des Eigentümers. Etwas Belastbares dazu liegt hier nicht vor“. Der Anwalt des Besitzers sagte, Rechnungen des Landkreises etwa für Notreparaturen würden seit einem Jahr beglichen. Auch wenn das Allernötigste getan ist, beginnt mit dem Frühling die Zeit, in der fast wöchentlich Einbrecher versuchen, in das Schloss hineinzukommen. Das sagt Joachim Ortlepp (65) aus eigenem Erleben. Nach dem vielen Auf und Ab mit der Anlage wirkt auch der Friedrichrodaer Bürgermeister Thomas Klöppel (parteilos) schaumgebremst. Er sagt zur angebotenen Rückgabe: „Schön, dass Bewegung im Spiel ist. Warten wir die Bedingungen ab.“